• Dorfkümmerer-Pilotprojekt im IRS Magazin

    entersocial und das Dorfkümmerer-Pilotprojekt im IRS Magazin im September 2012

    Sozialunternehmer als Unterstützer für soziale Pioniere in ländlich geprägten Regionen

    Elena Knaack, Tobias Federwisch & Lea Miram

    Das Land Brandenburg mit seinen Dörfern und Kleinstädten in einem dünn besiedelten Gebiet ist geprägt durch eine wechselseitige Verstärkung von wirtschaftlichen und demografischen Problemen. So reicht die Dynamik der brandenburgischen Wirtschaft gerade außerhalb des Verflechtungsraumes Berlin nicht aus, um eine hinreichende Anzahl von Arbeits- und Ausbildungsplätzen zur Verfügung zu stellen. Infolgedessen pendeln viele Menschen mit erheblichen Zeitverlusten zwischen ihren Wohnorten im ländlichen Raum und ihrem Arbeitsort im verstädterten Raum. Mehr noch: Vor allem junge und gut qualifizierte Menschen verlassen die ländlichen Regionen dauerhaft – zurück bleiben ältere Menschen und viele jener jungen Menschen, die weniger gut qualifiziert sind.

    Der demografische Wandel mitsamt der damit verbundenen Schrumpfung der Bevölkerung verschärft die Situation: So wird es in vielen ländlichen Regionen zusehends schwerer bzw. unrentabler, die Nahversorgung mit Lebensmitteln, die Grundversorgung mit Dienstleistungen oder die Gefahrenabwehr sicherzustellen. Demgegenüber fordert eine kontinuierlich älter werdende Bevölkerung ein dichtes Netz an Versorgungseinrichtungen – die über die öffentlichen Haushalte jedoch kaum noch finanziert werden können und daher zurückgefahren werden müssen. In der Folge wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die nicht nur die derzeitige Daseinsvorsorge, sondern vor allem die Attraktivität und langfristige Entwicklung des Landes gefährdet.

    Vor diesem Hintergrund haben es sich Sozialunternehmer zur Aufgabe gemacht, mit sozialinnovativen Ansätzen maßgeblich auf gesellschaftliche Prozesse einzuwirken. Ein zentrales und wichtiges Handlungsfeld der Sozialunternehmen ist die Förderung von Strategien zur Stärkung der regionalen Entwicklung und insbesondere die Unterstützung potenzieller neuer sozialer Pioniere. Um die Idee des sozialen Unternehmertums im Land Brandenburg bekannter zu machen und engagierte soziale Pioniere bei ihrer Arbeit zu fördern, hat das Unternehmen iq consult mit „entersocial“ und „entersocial Good Practice Transfer“ zwei Projekte ins Lebens gerufen. Beide Projekte werden seit 2010 vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert.

    entersocial – Engagement für die Region

    Mit „entersocial“ fördert somit auch ein deutsches Bundesland zum ersten Mal verschiedene sozialunternehmerische Initiativen im ländlichen Raum. Ziel des Projektes ist es, Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen für sozialunternehmerisches Handeln zu gewinnen und somit einen Beitrag zur Verbesserung der regionalen Erwerbssituation sowie zur Bewältigung von Folgen des demografischen Wandels zu leisten. Vor allem werden potenzielle Changemaker – also: Akteure, die in ihren Sozialräumen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und Veränderungsprozesse initiieren wollen – identifiziert und in ihren Aktivitäten mittels Beratung zur Ideenentwicklung und zu Themen wie Recht, Steuern, Finanzierung, Marketing, Kommunikation etc. unterstützt.

    Ein wichtiges Element ist zum Beispiel das Modell des „Dorfkümmerers“, das seit 2012 in das „entersocial“-Projekt integriert wurde und vom Generali Zukunftsfond gefördert wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass nachhaltige Problemlösungen nur unter Einbindung der Menschen vor Ort und mit starken Partnern aus der Dorfgemeinschaft funktionieren können. Zu diesem Zweck wurden acht Dorfkümmerer in verschiedenen Kommunen im Nordosten Brandenburgs ausgewählt, qualifiziert und als verlässliche Partner etabliert. Zu ihren Aufgaben gehört es, konkrete Herausforderungen im jeweiligen Dorf zu identifizieren und zusammen mit iq consult sozialunternehmerische Initiativen zur Lösung der Probleme anzustoßen.

    Soziale Innovationen profitieren vom europäischen Austausch

    Neben Brandenburg sind auch viele andere ländliche Gebiete des OECD-Raumes mit Transformationsproblemen konfrontiert. Auch dort versuchen staatliche und private Akteure die Spirale von Schrumpfung und Verarmung zu durchbrechen. Vor diesem Hintergrund erhalten im Rahmen des Projektes „entersocial Good Practice Transfer“ engagierte Bürger, Unternehmen und Multiplikatoren aus Brandenburg die Möglichkeit, sich bei Studienreisen und Fachveranstaltungen mit erfolgreichen Beispielen für Problemlösungen aus anderen Ländern auseinanderzusetzen. So führte eine von bisher vier Studienreisen im Februar 2012 nach Nordspanien. Dort hat sich gezeigt, dass Pioniere wie José Perez wirtschaftliche wie soziale Umbrüche als Chance begreifen. Er reagierte 1987 auf die Schließung der Eisen- und Stahlindustrie in Asturien mit der Gründung der Valnalón – einer von der regionalen Regierung geförderten Organisation zur Unterstützung von neu gegründeten Klein- und Sozialunternehmen sowie Bildungsinitiativen.

    Ein weiterer Höhepunkt des Erfahrungsaustauschs war eine Fachveranstaltung, die am 7. November 2011 in Eberswalde stattfand. Mehr als 70 Interessierte tauschten sich mit erfolgreichen Sozialunternehmern wie Heinz Frey von der Nahversorgungsinitiative DORV e.V. und Christian Hiß von der Regionalwert AG aus. Anknüpfend an diese Aktivitäten beschäftigen sich bis Ende 2013 vier Arbeitsgruppen unter Beteiligung von Fachleuten (u.a. aus dem IRS) und Praktikern aus Brandenburg sowie europäischen Partnerregionen mit dem Transfer erprobter Konzepte nach Brandenburg. In der AG „Dörfliche Entwicklung“ besteht z.B. konkretes Interesse daran, das offene Technologielabor „otelo“ aus Österreich nach Angermünde zu bringen; weitere Themen der AGs sind „Nachhaltige Landwirtschaft“ sowie „Regionale Wirtschaft“. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden im November 2013 bei einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt.

    Informationen zum Projekt entersocial und entersocial-Dorfkümmerer: Eine Einführung in das Projekt können Sie bei Dr. Tobias Federwisch als PDF anfordern. federwisch(at)iq-consult.com

    Informationen zum Projekt „entersocial Good Practice Transfer“: Den Leitfaden „Soziale Innovationen in der Regionalentwicklung“ können Sie bei Elena Knaack als PDF anfordern. knaack(at)iq-consult.com

    Über die Autoren:
    Elena Knaack arbeitet seit 2008 bei iq consult und ist Projektleiterin von „entersocial Good Practice Transfer“. Dr. Tobias Federwisch arbeitet seit 2012 bei iq consult und ist verantwortlich für die konzeptionelle und wissenschaftliche Begleitung von „entersocial“. Lea Miram arbeitet seit 2012 bei iq consult und ist verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von „entersocial“.

    Kontakt:
    Elena Knaack, Email
    Tobias Federwisch, Email
    Lea Miram, Email

    Tel.: 030/611-3429 

    Über iq consult
    iq consult, gegründet 1994, versteht sich als Agentur für soziale Innovation. In den Bereichen Inclusive und Social Entrepreneurship sowie Regionalentwicklung entwickelt iq consult sozialinnovative Projekte und setzt diese u.a. in Berlin und Brandenburg um. Auf europäischer Ebene ist iq consult bestens vernetzt und wurde u.a. durch Ashoka, die Schwab Foundation, die EU Kommission sowie die OECD mehrfach ausgezeichnet.

     

    Kontakt:
    Elena Knaack, Tobias Federwisch, Lea Miram
    Tel.: 030/611-3429, knaack(at)iq-consult.comfederwisch(at)iq-consult.com, miram@iq-consult.com 

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